Der Bergacker in Zürich-Affoltern ist ein Beispiel für viele: Die Siedlung aus den 1950er-Jahren soll abgerissen und mit einem Neubauprojekt ersetzt werden. Diese verbreitete Praxis erzeugt zwei gesellschaftlich drängende Probleme: Bezahlbarer Wohnraum und soziale Netze gehen verloren und jeder Ersatzneubau verstärkt die Klimakrise weiter aufgrund der hohen grauen Emissionen, die dabei freigesetzt werden.

Wir müssen uns also fragen, ob die Strategie des Ersatzneubaus die richtige ist, um unsere Zukunft ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten. Unser Fazit: Eine andere Zukunft im Bergacker ist möglich – indem mit dem Bestand gebaut wird! 

Diese Studie wurde unentgeltlich und aus Eigeninitiative angefertigt in einem Zusammenschluss von Mieterinnen- und Mieterverband Zürich, baubüro in situ, Urban Equipe und Studierenden der ETH Zürich, im Austausch mit den Eigentümer*innen und den Bewohner*innen.

Broschüre lesen

Materialsammlung

Im Rahmen einer Vertiefungsarbeit von Philip Kaiser und Rémi Jourdan, unter Mitarbeit vom baubüro in situ, wurden verschiedene Szenarien entwickelt. Mit Hilfe von Berechnungen zu Ökologie sowie Ökonomie konnten die Auswirkungen der unterschiedlichen Szenarien abgeschätzt werden.

Kostenmiete und Marktmieten. Abschätzung der Mietpreise für die Szenarien Sanierung, Aufstockung & Addition und Neubau für den gemeinnützigen Bauträger (Zürcher Kostenmiete) und den institutionellen Anleger (Marktmiete) von Walter Angst, MV Zürich.

Qualitative Umfrage unter Bewohner*innen des Bergackers durch die Urban Equipe und Freund*innen.

Daria Ryffel und Toja Coray porträtieren die Entwicklungen am Bergacker in einer freien Diplomarbeit am D-ARCH als zeitgenössisches Drama.

Forderungen

1. BETRIEB UND UNTERHALT

Abriss verhindern, Unterhalt sicherstellen.

2. Bezahlbaren Wohnraum sichern

Ausrichtung des Projekts an der Zahlungsfähigkeit und den Raumbedürfnissen der Mieter*innen.

3. Mieter*innen behalten

Etappiert planen und mit regelmässiger Kommunikation vor Ort offen über den Prozess informieren, um „stille Verdrängungsprozesse“ zu verhindern.

4. Partizipation

Durch Einbindung der Bewohner*innen können Anforderungen und Bedürfnisse zielgerichtet umgesetzt werden.

5. Aufstocken und anbauen statt abreissen

Nachverdichtungen sind ohne Bestandesvernichtung CO² – arm zu realisieren.

6. Standards und Normen hinterfragen

Vorgaben und Normen im Hinblick auf ihren Nutzen für Bewohner*innen und Klima prüfen.

7. Zeitgemässe Raumplanung

Mehrwert aus Aufzonungen und Arealboni müssen vollständig der Allgemeinheit anstatt den Landeigentümer*innen zugute kommen.

8. Qualitätssicherung durch die Stadt

Die Einhaltung der Klimaziele und die Sicherstellung von bezahlbarem Wohnraum sind höher zu gewichten als gestalterische Idealvorstellungen.